15.06.2018 – Wien erster Tag

Schon um 10:00 Uhr schwingen wir uns auf die Rädern Richtung Innenstadt. Auf einem Stadtplan nach dem Motto „noch drei Millimeter bis Neapel“ suchen wir uns einen Weg. Zunächst ziemlich befahren, laut und eng, verlassen wir Straße, die vom Campingplatz wegführt, nach ungefähr eineinhalb Kilometern und finden ruhigere Wege, oftmals extra für Fahrradfahrer angelegt und auch beschildert. Das gefällt uns so gut, dass wir an der Innenstadt vorbei fahren und das auch erst nach zwei Kilometern Richtung stadtauswärts merken. Wir schaffen es dann aber doch unser Ziel zu erreichen und stellen unsere Fahrräder am Naschmarkt ab, den wir dann auch erst einmal ausführlich begutachten.

Dann geht es durchs Museeumsquartier zur Hofburg. Die Bauten sind schon ziemlich imposant und zwischen ihnen wieder Horden von kleinen Chinesen.

Ich finde aber auch  die kleinen Trecker witzig, die den Fiakern hinterherfahren, um die Pferdeäpfel von der Straße zu sammeln. Von der Hofburg spazieren wir zum Stephansdom. Allerdings machen wir vorher Rast im Trześniewski“, um dort ein paar Brötchen – das ist hier ein belegtes Graubrot – zu vernaschen. Die Dinger sind mit Tomatencreme, Peperonicreme, Eisercrem mit Schinken… belegt.

Dazu gibt es einen Wein und ein „Pfiff“, ein Kleinstbierkrug gefüllt mit 1/8 l Bier, also niedlichen 0,125 l.

Dann lassen wir uns etwas durch die Gassen und Hinterhöfe treiben und landen schließlich im Kaffeehaus „Prückl“, wo wir es uns einige Zeit mit Kaffee und Topfenknödeln gut gehen lassen.

Etwas ziellos flanieren wir dann durch die Innenstadt, schauen dabei bei „Meindl“ und bei „Demel“ ein.

Schließlich treffen wir uns noc hmit Andrea, die mittlerweile mit Mann und Kindern in Wien lebt und die wir seit ungefähr 23 Jahren nicht mehr gesehen haben auf dem Naschmarkt, um dort bei einem kleinen Getränk ordentlich zu klönen.

Gegen 18:45 Uhr kaufen wir auf dem Markt das bislang teuerste Baguette unseres Lebens – 3,90 € – und radeln entlang der Wien wieder stadtauswärts, dieses Mal direkt, schnell und ohne Umwege bis zum Campingplatz.

14.06.2018 Telć / Wien

Prag will uns nicht mehr haben – es ist bedeckt, feucht und kühl (15  Grad) als wir aufstehen. Nachdem wir gefrühstückt und gepackt haben, ist es immer noch nicht besser, so dass wir uns, obwohl es noch viel zu erkunden gegeben hätte, einigermaßen leichten Herzens aus der Stadt verabschieden. Unser Navi leitet uns wirre Wege auf die Autobahn Richtung Brün,  von denen aber offenbar einige der eher komplizierten Verkehrsführung geschuldet sind. Wir kommen aber ins Rollen und schaffen trotz diverser Baustellen eine ordentliche Strecke, als die Wohnmobilchenbeifahrerin einen kleinen Umweg „über die Dörfer“ vorschlägt. Es soll nach Telć gehen. Also runter von der Autobahn und auf Landsträsschen durch Südböhmen. Die Landschaft ist echt toll, die Straßen eher nicht: Eng, kurvig, Kuppen über die man im Blinflug fährt, weil der Scheitelpunkt so spitz ist, das Mann für einen kurzen Augenblick den weiteren Verlauf der Straße nicht sehen kann, Strassenbeläge, die nur noch um die Löcher herum existieren – aber das ganze mit der Landschaft eigentlich toll.

In Telć angekommen finden wir erst einmal einen Ort vor, wie wir schon mehrere durchfahren haben. Als wir aber zu Fuß den Marktplatz erreichen, sind wir sofort sicher, dass sich der kleine Umweg gelohnt hat. Alle Häuser rund um den Platz sind im 16. und 17. Jahrhundert, offenbar nach einem Brand, im Renaissance- und Barockstil neu aufgebaut worden und so komplett erhalten. Der Ort ist seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe.

Nach der Besichtigung des Ortes wollen wir eigentlich nur einen Kaffee trinken. Das ziemlich durchdesignte Kaffee, das wir in einer Seitenstraße finden, bietet aber auch Mittagessen an. Da es schon 14.00 h ist, schlagen wir zu. Allerdings kann uns der junge Kellner nur noch zwei verschiedenen Gerichte und davon auch nur jeweils eine Portion anbieten, da der Kühlschrank mittlerweile wohl schon leer ist. Das gefällt uns, weil wir davon ausgehen, dass alles frisch ist und eben nicht aus der Tiefkühltruhe kommt. Wir werden tatsächlich nicht enttäuscht. Wir bekommen einfache Gerichte, aber die sind top. Dazu trinke ich ein Bier aus einer kleinen Brauerei in Telć (in der Karte als „tagesaktuell“ angeboten), das so lecker ist, dass wir beschließen, die Brauerei zu suchen, um das ein oder andere Fläschchen mit nach Hause zu bringen.

Unter der angegebenen Adresse ist die Brauerei aber nicht zu finden, so dass wir unverrichteter Dinge den Weg Richtung Wien einschlagen. Da jedoch eine Ausfahrtsstrasse gesperrt ist, fahren wir einige Runden durch den Ort, da auch die Umleitungsstrecke etwas komisch läuft und weder mit unserer Karte noch mit unserem Navi kompatibel ist.  Ein plötzlicher Aufschrei lässt mich das Steuer nach links herumreißen, weil die beste Beifahrein von Allen zwar nicht die Ausschilderung nach Wien entdeckt hat, aber die zur Brauerei. Leider finden wir mit dem Brauer keine gemeinsame Sprache, Verstehen aber, dass von dem Bier, das ich getrunken habe, nichts mehr da ist.  Er bietet uns aber drei verschiedene andere Biere an, von denen wir jeweils eine Flasche kaufen – wohlgemerkt: 1-Liter-Flaschen. Weiter gehts Richtung Wien, wo wir uns ersteinmal in einen Stau stellen. So haben wir, als wir den erwählten Campingplatz erreichen, nach doch 6 Stunden Fährt für ca. 370 km , keine Lust mehr, noch an diesem Abend einen ersten Ausflug in die Stadt zu machen. Wir kaufen noch schnell ein und hauen uns nach dem Abendbrot, zu dem eine erste Flasche „gemischter Satz“ (so nennt sich eine für Wien typische Weissweincuvee) in die Falle.